Heute im Interview beim OMReport ist Norman Nötzold von Quisma.
Das Video findet ihr wie immer auch bei Youtube und bei iTunes. Die Transkription ist wie immer im Post zu finden.
Alpar: So, heute mit mir der Norman von QUISMA.
Nötzold: Ja genau. Hey.
Alpar: Was ist denn QUISMA? QUISMA ist doch so ein … Ihr seid doch bei so einer Kette von Agenturen und ihr seit einer von vielen aus so einem Netz. Wie muss man sich das denn vorstellen? Seit ihr in dieser GroupM, also eines der mächtigsten Werbenetzwerke weltweit.
Nötzold: Ja, aber wir sind nicht einer von vielen, sondern wir sind die Performance-Agentur der GroupM und zuständig für den Performance-Bereich. Zur GroupM gehören ja nun eine MediaCom eine Mindshare eine MEC eine Maxus, die vier Ms quasi, und ja, QUISMA eben jetzt/
Alpar: Wollten sie euch nicht umbenennen? Irgendwas mit M davor? Das wäre doch viel lustiger?
Nötzold: Nein, denke ich nicht so.
Alpar: (lacht)
Nötzold: Du hast vorhin das auch ganz nett gesagt, das ist echt schwer irgendwie seine Firma zu verlassen. Firma umzubenennen ist wahrscheinlich genauso schwer. Und das nach 11 Jahren?
Alpar: Okay.
Nötzold: Nein, ich denke nicht.
Alpar: Und jetzt gefühlt, also, obwohl ich aus der Performance-Marketing-Welt komme, sind die anderen Namen doch noch irgendwie klangvoller? Ist das so, weil quasi in der wirklichen Werbewelt eigentlich Performance-Marketing gar noch nicht so wichtig ist? Oder wieso fühlt sich das für mich so an oder sagst du, ich liege da total falsch?
Nötzold: Was heißt klangvoller für dich?
Alpar: Na ja. So MediaCom. So ein riesen Monster von Unternehmen stellt man sich da vor und dagegen fühlt sich QUISMA mit irgendwie, was habt ihr? Hundert Mitarbeiter oder so?
Nötzold: 150, 160 so.
Alpar: Was immer noch riesig ist, ja, für eine Performance-Marketing-Agentur, wahrscheinlich einer der größten und trotzdem seid ihr halt wahrscheinlich noch eine Ecke kleiner, als all die anderen, oder?
Nötzold: Ja sicherlich. Natürlich sind wir um einiges kleiner, ein bisschen jünger ein Stück weit und wir sind auch wesentlich kleiner, also ganz klar.
Alpar: Wie erklärst du dir das? Ist das Thema noch nicht so wichtig oder schafft man das Thema auch mit weniger Leuten?
Nötzold: Das ist eine gute Frage. Ich denke das Thema ist auf gar keinen Fall weniger wichtig. Man schafft es nicht zwangsläufig mit weniger Leuten, aber … es ist sicherlich ein Thema für Markt ganz einfach. Wann sind die gestartet werden? Mit was sind die gestartet und …
Alpar: Was die anderen Unternehmen haben. Eher mal so 30, 40 Jahre Firmengeschichte oder noch länger?
Nötzold: Gar nicht mal, gar nicht mal. Die haben dann eben vielleicht nur zehn Jahre mehr. Aber als Media Agentur hast du natürlich ja schon ein Stück weit vor dem Performance-Thema, vor QUISMA eigentlich starten können. Und so sind sie natürlich denn groß geworden und das ist ganz einfach der Grund.
Alpar: Okay. Und das ist natürlich wahrscheinlich der Traum für jeden, sozusagen Inhaber einer Agentur, zu verkaufen an ein so großes Werbenetzwerk oder man stellt sich vor, die ganze harte, harte Akquise-Arbeit, die ist dann dahin, weil die GroupM und meine Schwestern, die schaufeln mir hier die Brands allergrößter Güte rüber und dann muss ich die nur noch abfeiern und kann mich ganz entspannt zurücklehnen und das Rad dreht sich, das große.
Nötzold: Genau. So haben wir uns das gedacht, bis wir feststellen mussten, dass natürlich jetzt die Akquise noch ein Stück weit schwieriger ist, weil sie beginnt bei den Media-Planern der Agenturen.
Alpar: Das heißt, euren eigenen Schwestern?
Nötzold: Von unseren eigenen Schwestern. Das heißt dann, wir müssen denen natürlich erst mal erklären, was tun wir eigentlich? Was gar nicht so einfach ist. Ein Media-Planer jetzt ein SEO beizubringen. Oder auch schon ein SEM oder SEA. Dass hier eben nicht einfach mal ein ganz klares Budget mit einer ganz klaren Anzahl an Klicks oder Impressions dahinter steht, sondern dass hier eben irgendwo ein Gebotsmanagement dahinter steht, was, ja, variable Zahlen liefert. Und das hat es dann doch schon irgendwo schwieriger gemacht und war eine harte Aufgabe, das umzusetzen in den Agenturen.
Alpar: Wie habt ihr denn das ganz operativ gemacht? Wie dann so Schulungstage, wo jeder von den Media-Planern gemacht, oder?
Nötzold: Ja, im Grunde
Alpar: Und jeder kriegt dann so ein Zeugnis, das QUISMA Performance-Marketing-Zeugnis, du hast es gerallt, oder?
Nötzold: Nein, soweit muss es nicht gehen, es geht wirklich darum, dass sie es verstehen und nicht, dass sie irgendwas für ihren Lebenslauf bekommen.
Nötzold: Wie lange habt ihr für so was gebraucht? Also ist das eher eine Stunde Arbeit oder ist das eher eine Woche Arbeit? Also quasi Schulung oder Erklärung?
Nötzold: Ich denke wir haben sicherlich ein bis zwei Jahre gebraucht, bis wir es wirklich/
Alpar: Ich meine pro Person tatsächlich, weißt du? Also wenn du jetzt einen sagst, „hier, dem Media-Planer, dem erkläre ich es jetzt.“ Macht er dann so einen Tag lang die QUISMA Performance-Marketing-Schulung oder erklärt ihm mal einer schnell, wo der Hase lang läuft?
Nötzold: Performance-Marketing wird dann sicherlich aufgeteilt in die einzelnen Bereiche. Ich hatte gerade SEO-Schulung, komme gerade aus Österreich im Grunde genommen. Hatte hier fünf Workshops mit drei Agenturen in zwei Tagen/
Alpar: Ui. Das heißt, pro Workshop wie viel Stunden?
Nötzold: Pro Workshop so zwei bis drei Stunden und das aber jährlich, um immer wieder auch die Updates mitzuteilen, um denen dann auch irgendwo immer so ein paar Informationen an die Hand zu geben, „Was können Sie verkaufen? Was können Sie Ihrem Kunden erzählen und worauf müssen Sie achten? In welcher Situation können Sie dem Kunden auch eine entsprechende Leistung empfehlen?“ und so geht es dann natürlich weiter mit Affiliate, mit CPX und so weiter. Also es ist schon durchaus ein größerer Aufwand, der dahinter steckt.
Alpar: Okay, wenn du jetzt auf die verschiedenen Online-Marketing Kanäle guckst, wie viel Anteil macht ihr in welchem Bereich? Also kann der das so sagen oder ist das eine öffentliche Zahl, die du nennen würdest oder eher nicht so? Man sagt ja irgendwie, keine Ahnung, 50 Prozent eures Umsatzes ist SEM, dann noch 10 Prozent SEA?
Nötzold: Habe ich jetzt nicht im Kopf die Zahlen. Also sicherlich ist SE/
Alpar: Oder wie groß sind die Abteilungen? Kann man so was sagen?
Nötzold: SEA einer der größten Bereiche genauso wie CPX. SEO ist, ja, eher der kleinere. Natürlich auch aus den Gründen, die du schon vorhin erklärt hast.
Alpar: CPX ist dann mehr so für diese kampagnenorientierten Leute, dass die denn irgendwie, egal was, Display oder SEM machen auf irgendwelche Ziele hin?
Nötzold: CPX ist bei uns Display Advertising und das X steht einfach für eine variable Kenngröße
Alpar: Okay, es kann auch einfach nur TKP sein, muss jetzt nicht
Nötzold: Üblicherweise nicht. Also TKP wäre kein Performance Geschäft. Das heißt, wir fangen an beim CPC bis hin zum CPO.
Alpar: Okay, okay. Und hat sich denn diese leidige Post-View Thematik, hat sich die irgendwie mittlerweile aus dem Markt wieder rauskatapultiert oder ist die immer noch schon noch da?
Nötzold: Die ist schon immer noch da. Ich meine dafür sorgen natürlich nicht zuletzt die Affiliate-Netzwerke, die das ja ganz stark vorangetrieben haben. Im Affiliate-Bereich, und sie ist natürlich auch im Display-Bereich nach wie vor.
Alpar: Ja, ja.
Nötzold: Ganz wichtiger Faktor aber auch. Wenn man jetzt mal schaut, in diese ganze Customer-Journey, ist es ja gar nicht mehr so leidig. Die Frage ist nur, wie rechnet man es richtig ab und wie bewertet man solche Kennzahlen oder solche Werte?
Alpar: Aber keine politische Antwort. Dann unterbreche ich dich, kommt die nächste Frage. (lacht) Okay, nächste Frage (lacht). In welchen, hast du das Gefühl, das Display/ mein Gefühl ist bei Display, das ist mindestens genauso undurchsichtig wie SEO. Also jetzt der ganze Display-Bereich, weil es einfach keine Transparenz gibt, wo bucht man eigentlich für welchen Preis welches Feld für welche Kampagne? Sondern das ist einfach viel, viel Verhandlungsgeschick. Wer ist der Gespusi von wem und solche Sachen? Das ist ja alles andere als jetzt irgendwie so ein SEM, wo alles megadurchstrukturiert ist. Und dann gibt es die Monster-Tools und dies und das.
Nötzold: In gewisser Weise ist ja auch eine SEM undurchsichtig oder SEA, wie wir es heute nennen. Insbesondere dann, wenn ich das Netzwerk mit buche. Dann weiß ich auch nicht, worauf ich laufe
Alpar: Ja. Mit Content-Netzwerk, okay.
Nötzold: Ähnliche Probleme haben wir natürlich, oder Herausforderungen haben wir heute mit Realtime Bidding. Wo laufe ich dort wirklich, ne? Fakt ist, dass es eben einfach, ja, den Switch gibt von der Platzierung, die ich buche, hin zur Person, die ich versuche zu erreichen. Und da kommen natürlich gewisse, ja, gewisse Themen auf, wie, auf welcher Webseite habe ich denn jetzt eigentlich geworben? Und das sind sicherlich Herausforderungen, die wir, denen wir uns stellen und die auch größtenteils technisch, ja, abgebildet werden können.
Alpar: Okay. Wie ist denn das jetzt, so zum Beispiel so eine MediaCom oder sage ich mal oder irgendwie einer eurer Schwestern, die sozusagen eher TKP lastig ist. Die sagt jetzt dem Kunden: „Hey hier, du sollst für TKP 10 Euro die und die Platzierung buchen“, jetzt kommt ihr des Weges und sagt: „Hier lass mal Realtime Bidding machen für maximal einen Euro effektiver TKP. Es wird viel besser sein“. Also schneidet man sich da manchmal von sozusagen mit den Schwestern auch gegenseitig ins Fleisch? Oder ist das so, dass es immer harmonisch geht beziehungsweise, wie geht man damit um, wenn das scheinbar so unterschiedlich klingt?
Nötzold: Es sind jetzt zwei völlig verschiedene Ansätze, ne? Markenaufbau und Performance sind einfach zwei Themen, die man nicht miteinander vermischen kann und deswegen hat jeder auch seine Daseinsberechtigung und deswegen gibt es sicherlich auch hier und da mal einen kleineren Ansatz, wo wir uns um die eine oder andere Buchung, ich will nicht sagen streiten, aber/
Alpar: Diskutieren (lacht).
Nötzold: Genau. Wo wir diskutieren, aber letzten Endes gibt es eine ganz klare Trennung.
Alpar: Okay. Und ist jetzt QUISMA eigentlich eher sozusagen durch GroupM internationaler geworden? Also kommen da irgendwie quasi mehr Sprachen rein? Mehr Länder, wo Bedarf ist, weil die Kunden einfach irgendwie, ja, vielfältiger werden? Oder wie man sich das vorstellen, so einen Einfluss von so einem großen Agenturnetzwerk?
Nötzold: Ja, definitiv. QUISMA hat ja 2007 verkauft. Hat (…) ich meine damals um die 40 oder 50 Mitarbeiter gehabt. Heute sind es um die 150, vielleicht 160. Damals waren wir ausschließlich in Deutschland. Heute sind wir in Deutschland schon alleine mit drei Standorten, sind insgesamt aber in neun Ländern und Ende des Jahres sind es wahrscheinlich 11.
Alpar: Okay. Aber jetzt drei Standorte in Deutschland?
Nötzold: Ja.
Alpar: Bei Online-Marketing ist das nötig? Ist das immer so dieses näher zum Kunden, wie bei den Kreativen oder was hat es damit auf sich?
Nötzold: Näher zum Kunden einerseits, näher aber auch zu den Agenturen, ganz klar. Das heißt, wir sitzen eben in Frankfurt bei einer Mindshare, wir sitzen in Düsseldorf bei einer MediaCom mit im Haus/
Alpar: Okay, okay, aber einfach so. Das QUISMA Kabüffchen, da dürft dann ihr ein paar Leute hinsetzen und dann seit ihr dann auch mit am/ also ist denn/
Nötzold: Das ist kein Kabuff mehr. Also in/
Alpar: Aber ich meine die Leute, die in Deutschland sind. Auf den drei Standorten verteilt, sind die gleichmäßig auf den Standorten verteilt oder schon, sage ich mal, Zentrale München und dann gibt es noch ein bisschen, was weiß ich, Frankfurt, Hamburg, weil da die Agenturen sind? So kann man sich das vorstellen.
Nötzold: Ist nicht gleichmäßig verteilt. München ist schon noch der Hauptstandort. In München gibt es natürlich auch eine Technikabteilung, die ist zentral hier und bleibt hier.
Alpar: Das macht ja auch Sinn irgendwelche Sachen zentral zu haben, ne?
Nötzold: Absolut. Aber wir sind eben kein kleiner Kabuff mehr. In Düsseldorf sitzen heute, ich weiß nicht genau die Zahl, aber sitzen fürchterlich viele Leute. Da sitzen sicherlich 30 oder 40. Wenn nicht sogar 50. Daran sieht man schon, dass der Standort doch sehr, sehr relevant ist und das natürlich auch mit der MediaCom die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert.
Alpar: Okay. Das heißt, ach so, an den Media-Agenturen dran, wenn je nachdem, wie gut die sozusagen auch im Performance-Markt rein ihre Kunden gewinnen können, dann ist sozusagen dann der Bedarf von euch, die Kunden quasi von vor Ort aus zu betreuen im Idealfall?
Nötzold: Ja.
Alpar: Wie schafft man bei drei Standorten, also ich meine, es ist ja manchmal selbst bei einem Standort schon nicht einfach, aber wie schafft man denn den Knowhow-Transfer bei drei Standorten? Oder sogar international? Wie macht ihr das denn? Werden da irgendwie regelmäßige Schulungen oder fliegt ihr alle Leute ein oder wie muss man sich das vorstellen?
Nötzold: Hast du denn nicht von den legendären QUISMA-Partys gehört, denen
Alpar: Partys nicht, Knowhow, KNOWHOW-Transfer. (lacht)
Nötzold: ÜBLICHerweise auch die QUISMA-Academy vorangeht. Das heißt, wir haben in der Regel, ja, zweimal, dreimal im Jahr eine QUISMA-Academy, wo wirklich alle Kollegen aus den Ländern einfliegen. Wo dann entsprechende Schulungen stattfinden und natürlich auch zwischen diesen Academies gibt es permanent Schulungen bei uns, die der Regel in München stattfinden, wo dann eben die Kollegen von überall herkommen.
Alpar: Okay und was macht man da? Ist das eher quasi für die Neueinsteiger, dass die erstmal wissen, wo vorne ist? Oder ist das quasi, so eher so ein Up-to-date-bringen, für die Leute irgendwie, die quasi schon mittendrin sind?
Nötzold: Beides. Also es ist für den Neueinsteiger in der Regel eine Schulung vorgesehen, die in München stattfindet. Das kann, die kann zwei Wochen dauern, kann aber auch zwei Monate dauern, je nach Vorkenntnis.
Alpar: Ich dachte je nachdem, wie schnell die lernen (lacht)?
Nötzold: Das kommt noch dazu (lacht). Aber es gibt auch Produktschulungen. Also jetzt gerade unser neues Tool erfordert eine gewisse Schulung. Da werden eben die Leute/
Alpar: Bis du es bedienen kannst, wenn es eine Komplexität hat.
Nötzold: Einfach mal her beordert und sitzen mal zwei Wochen dran und buchen einfach mal ihre Kunden ein.
Alpar: Okay. Und wie muss man sich das mit den internationalen Buden vorstellen? Sind das quasi ehemalige Mitarbeiter von euch, denen ihr denn vertraut habt? Die dann sagen, hier ich erobere für uns das und das Land? Oder geht dann einer von euch beiden Geschäftsführern quasi da regelmäßig hin und guckt, dass da alles irgendwie vorwärts läuft und irgendwie? Wie muss man sich das vorstellen? Ist ja auch alles andere als einfach bestimmt?
Nötzold: Es ist alles andere als einfach, richtig. Das ist sicherlich auch der Grund dafür, warum Ronald mehr unterwegs als im Office ist. Das heißt, das ist eher sein Thema. Wir haben zum Teil Mitarbeiter, die wir in die Länder entsandt haben. Wir haben aber auch einfach neue Leute rekrutiert in den Ländern je nachdem. Und, ja, wie gesagt, Reisetätigkeit ist sicherlich eher so Ronalds Thema, der dort versucht/
Alpar: Okay. Er der Vielfliegerkönig?
Nötzold: Ja (lacht). Genau.
Alpar: Wie ist das denn, in dem Umfeld von diesem, sagen wir mal sag mal klassischem Agenturumfeld. Da ist ja immer so Bäumchen wechsel dich, was Personal angeht. Die sind ja auch immer sehr, sehr gern, sehr volatil. Gerade diese kreativen Media-Planer und alle möglichen. Ist das bei euch schon so auch, weil ihr eben quasi auch eher in so einem Umfeld seid? Oder ist das im Performance-Marketing auch allgemein schon so? Wie siehst du das? Oder ist das bei denen anders irgendwie?
Nötzold: Ich denke das ist ein bisschen so eine Frage auch der Firmen, wie sagt man? Firmenhygiene? Kann man das so sagen? Wir versuchen schon, viel zu tun für die Mitarbeiter, um genau so einen Effekt zu verhindern und bei uns funktioniert es echt gut. Also wir können nicht sagen.
Alpar: Was machst du zum Beispiel für die Mitarbeiter?
Nötzold: Ach, ganze Menge Sachen. Es geht los bei (…) natürlich unseren Veranstaltungen, ne?
Alpar: Die Academies?
Nötzold: Ja, Academies, logisch. Aber eben auch die Partys. Wir machen eine ganze Menge an sonstiger Freizeitgestaltung mit denen. Wir haben viele Schulungen. Wir versuchen die, ja, weiterzubilden und wir, was, glaube ich, der wichtigste Punkt überhaupt ist, lassen sie auch keine zwölf Stunden am Tag arbeiten. Zum Beispiel nicht jeden Tag (lacht).
Alpar: (lacht) Im Ausnahmefall.
Nötzold: Nein, nein, das ist ganz einfach so. Bei uns muss man schon sagen, es ist nicht Pflicht, dass jeder Mitarbeiter abends um zehn noch da sitzt. Und das ist ein ganz wichtiger Punkt. Und das ist sicherlich in den meisten Agenturen so, wo dann eben die Leute auch, ja, einfach verheizt werden.
Alpar: Okay. Wie ist das mit Bezahlung hier in München? Hier in München sind ja auch die Preise bzw. alle drei Standorte. Düsseldorf, Frankfurt und München sind ja auch alles drei Standorte, wo die Gehälter eben im Durchschnitt eher höher sind, wahrscheinlich München ganz vorne, oder?
Nötzold: Ja, sicherlich klar, logo.
Alpar: Aber macht es in so einem Umfeld, sage ich mal, in so einem Corporate-Agenturumfeld nicht Sinn, auch irgendwo mal sagen wir mal Standorte zu haben, wo die Mitarbeiter gegebenenfalls auch günstiger gehaltstechnisch zu kriegen sind? Ich meine die Gehälter sind natürlich höher, weil die Lebenshaltungskosten eher hoch sind. Aber ihr seid eben nur in diesen Hochpreis-Städten, sage ich mal.
Nötzold: Ja, das ist richtig.
Alpar: Okay und das hat aber nur mit den Agenturen zu tun letztendlich, an die ihr angedockt seit? Also die MediaCom und die Mindshare, weil die eben dort sitzen?
Nötzold: Das hat nur mit denen zu tun, ja. Das ist hängt ganz einfach nur von denen ab. Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass die Gehälter in München zwangsläufig höher sind als in Düsseldorf, zumal die Städte ja auch doch irgendwo vom Preislevel her sich nicht wirklich viel nehmen. Wir hatten aber noch nicht den Ansatz zu sagen, okay, wir gehen jetzt nach Dresden oder Leipzig, bloß, weil dort die Arbeitslosigkeit höher ist und wir möglicherweise geringere Kosten, was die Löhne anbelangt, haben. Das war noch nie ein Ansatz von uns.
Alpar: Okay. Und warum gibt es den Ansatz, also warum gibt es überhaupt sozusagen das Bedürfnis zu internationalisieren? Kommt dann eher von der GroupM, dass sie sagen, „Hey! In dem Land laufen eigentlich unsere anderen Agenturen gut, könntest du nicht auch mal deinen Kram, den du hier zauberst, den wir auch so mittelmäßig verstehen, auch mal dort machen?“
Nötzold: Das ist der eine Punkt. Natürlich sehen wir auch Chancen in den Ländern. Also das sind halt ganz klar Wachstumsländer, wo wir, ja, nicht die Letzten sein wollen am Markt und wo wir auch sehen, dass wir dort wirklich was erreichen können.
Alpar: Okay. Ist es denn oft so, dass die Kunden auch, also das auch dann quasi Kunden getrieben ist? Oder sagt ihr letztendlich, da sieht der Wettbewerb noch nicht so intensiv aus?
Nötzold: Wir sind gerade nach UK gegangen als letztes Land. Das ist sicherlich das, mit dem/
Alpar: Da gibt es schon ein paar Agenturen (lacht).
Nötzold: /größten Wettbewerb. Also es liegt nicht wirklich, nicht zwangsläufig am Wettbewerb. Sondern es liegt einfach an den Möglichkeiten, die wir da haben und/
Alpar: Um wahrscheinlich auch alle Märkte abdecken zu können, wenn es ein Kunde will, ne?
Nötzold: Das ist noch ein anderer Punkt. Das kommt noch dazu, klar.
Alpar: Okay. Welche Länder liefen einfacher als du es dir gedacht hast? Jetzt im Nachhinein? Gibt es da irgendwas, wo du sagst, Mensch, das lief rund, obwohl ich das nie gedacht hätte so? Frankreich oder Holland oder was immer ihr noch so macht? Wo seit ihr überall? Vielleicht kannst du mir sagen/
Nötzold: Wir sind, ich überlege gerade, wo es einfach war, ob ich das jetzt noch sagen kann? Ich glaube da …
Alpar: Ist auch eher Roland-Thema?
Nötzold: Ja. Ist wahrscheinlich eher Roland-Thema.
Alpar: Okay, dann sage mir mal, was machst du denn, was der Roland nicht macht?
Nötzold: Ich bin eher zuständig für den technischen Bereich bei uns.
Alpar: Okay, als Tool-Entwicklung, Schulungen solche Sachen?
Nötzold: Genau. Solche Sachen und SEO noch nebenbei und vorhin hatten wir noch die Frage, wo sind wir überall? Österreich, Schweiz, wir sind in Holland, wir sind in Frankreich, Spanien, Italien. In UK, in Polen, Deutschland hatten wir schon, genau, sind wir bei neun.
Alpar: Okay, aber ordentlich auf jeden Fall. Okay. Und (…) wie geht man in so einen Markt rein? Also sucht man im Idealfall quasi einen Mitarbeiter, der schon eingenordet ist, weil er von quasi hier schon immer mitgearbeitet hat, und schickt ihn dann dahin oder versucht dann dort von einer anderen Agentur Leute abzuwerben oder?
Nötzold: Genau, genau die.
Alpar: Von MediaCom oder?
Nötzold: Genau die beiden Sachen im Grunde. Einen, dem wir zutrauen, „Hey, der schafft es dort in dem Land. Leg los und zeige, was du kannst.“ Aktuelles Beispiel Polen. Hat er sehr, sehr gut aufgebaut.
Alpar: Das ist ein ehemaliger Mitarbeiter, also nicht Ehemaliger.
Nötzold: Ist ein Mitarbeiter (lacht)
Alpar: Ist ein Mitarbeiter, der einen polnischen Hintergrund hat und dann/
Nötzold: Nein, nein, nein.
Alpar: Nicht mal? Wow! Okay, noch mutiger. Okay.
Nötzold: Und/
Alpar: Den schickt ihr mit dem Geldkoffer hin, sagt, „Miete mal ein Büro und stelle mal ein paar Leute an.“
Nötzold: Nein, das wäre in Russland so (lacht).
Alpar: (lacht). Okay.
Nötzold: Und ansonsten versuchen wir natürlich Leute aus dem Markt irgendwo abzuwerben. Völlig logisch, die eben den Markt kennen, die schon, ja, einen gewissen Bekanntheitsgrad haben, die sich einfach in der Branche auskennen.
Alpar: Okay
Nötzold: Was nicht vielfach einfach ist. Also das/
Alpar: Bei jetzt Neueinstellungen ist das meiste so, dass ihr (…), dass ihr Leute quasi frisch von der Uni nehmt und den dann anlernt? Also quasi eure Denke oder frisch von der Schule nehmt? Oder ist es mehr so, dass ihr Leute mit Berufserfahrung zu euch heuert? Hast du dafür so ein Gefühl?
Nötzold: Ja, auch beides würde ich sagen. Also klar, wir bieten/
Alpar: Fifty-fifty so?
Nötzold: (…) Puh?
Alpar: Schwer zu schätzen? Schwer zu schätzen von ganz oben.
Nötzold: Schwer zu schätzen jetzt.
Alpar: Vom Geschäftsführerposten aus?
Nötzold: Schwer zu schätzen jetzt, ohne die Zahlen in irgendeiner Excel-Liste vor mir zu haben, aber wir bieten natürlich ein Traineeprogramm an. Da nehmen wir natürlich die Leute von der Uni und versuchen sie direkt in das Performance-Marketing-Thema einzulernen. Gleichzeitig brauchen wir natürlich auch eine zweite Führungsebene irgendwo und/ (…)
Alpar: Ja.
Nötzold: Die wird entsprechend aus dem Markt rekrutiert.
Alpar: Die wird auch manchmal von außen. Was findest du aktuell spannend, was sich tut? Jetzt irgendwie Realtime Bidding hast du eben als Buzzword-Bingo schon mal einen erwischt. (…) Wie ist denn auf Kundenseite. Hast du das Gefühl irgendwie, es ist eigentlich alles gleich und es kommen neue Themen und die Leute möchten am liebsten immer irgendwas machen, was sie so nicht ganz so verstehen, aber dafür edgy ist oder nimmt insgesamt das Knowhow-Level zu oder ich denke mal, ihr habt wahrscheinlich eher mit großen Kunden zu tun als sozusagen der gemeine (…) Einzelkämpfer-SEO, der sich so/
Nötzold: Genau (lacht).
Alpar: Der sich so draußen rum treibt.
Nötzold: Mit dem haben wir jetzt eher weniger zu tun.
Alpar: Genau, also eure Welt sieht einfach anders aus. Deswegen frage ich, wie sieht es dann auf Kundenseite aus bei euren Kunden jetzt, wenn du gerade auch, vielleicht so seit dem Kauf in den letzten drei, vier Jahren, wie sieht das aus? Entwickelt sich da was? Oder ist das eigentlich das Gleiche, nur neue Kunden kommen dazu, die eben vorher komplett unaufgeklärt waren und die ihr jetzt immer noch ans Performance-Marketing ran führt?
Nötzold: Ich denke es entwickelt sich natürlich. Die Kunden wissen zumindest, was sie fragen sollen. Die Kunden wissen in der Regel auch, was es gibt. Ob es dann umgesetzt wird, ist eine ganz andere Frage. Und es ist zum Teil schon ein gewisser Aufklärungsbedarf vorhanden, was ja jetzt bei Realtime Bidding nicht zwangsläufig der Fall ist. Das ist Display-Advertising …
Alpar: Kann ja auch sein, dass es nur bei Agenturen bleibt, die sowie Performance orientiert Display CPX machen? Kann sein, dass die einfach dann Realtime Bidding als ein Element im Portfolio aufnehmen und gar nicht unbedingt der Kunde selbst, damit so Kontakt hat?
Nötzold: Genau. Das ist schließlich ein Zukauf von Reichweite. Mehr ist es nicht. Und der muss sich auf Kundenseite einfach nur durch, ja, Zahlen ausdrücken, durch Sales und Leads und wenn das funktioniert, spielt für ihn eigentlich kaum eine Rolle, wie es generiert wurde, wenn denn nicht solche Themen auch poppen, wie im „Spiegel“ kürzlich.
Alpar: Wie macht ihr das, Personalführung, gibt es da irgendwie so was wie so Feedback-Runden? So quasi wie bei großen Unternehmensberatungen, so 360 Grad Feedback oder macht ihr das nur von oben nach unten oder wie macht ihr solche Sachen?
Nötzold: Es gibt/
Alpar: Man würde ja immer denken, je größer die Firma, je professioneller die Prozesse deswegen frage ich einfach mal der Neugierde halber, weil, meistens kennt einer eine Performance-Marketing-Agentur, die so groß ist. Also es ist ja, wie viele gibt es? Gibt es jemand anderen in eurer Größe in Deutschland?
Nötzold: (…)
Alpar: Wahrscheinlich schwierig?
Nötzold: Schwierig wahrscheinlich, ja. Es gibt mit jedem Mitarbeiter, ja, ein Bonussystem prinzipiell, was basiert auf Firmenzielen, aber auch persönlichen Zielen und dafür gibt es einmal im halben Jahr eine Zielvereinbarung und ein, ja, Feedback-Gespräch. Es gibt natürlich auch, ja, weekly Gespräche, aber letzten Endes ist das Halbjahresgespräch noch mal das, was eben seine Leistungen reflektieren soll, was sich dann eben auch auszahlt in seinem Bonus.
Alpar: Okay. Wie viel Prozent vom Gehalt kann der ausmachen?
Nötzold: 20 Prozent.
Alpar: Oh, das ist schon ordentlich. Ist wahrscheinlich auch nicht so, dass es das bei jeder Agentur gibt? Würde mich wundern, oder?
Nötzold: Ich bin nicht im Bilde. Ich habe selten bei einem anderen gearbeitet (lacht).
Alpar: Nein, aber es fragt wahrscheinlich auch keiner so frech, wie ich (lacht). Okay, ja super. Echt spannend. Gut. Dann vielen Dank für das Interview.
Nötzold: Gerne.